Das Mühlviertel braucht seine Bahn

Gedanken zu Erhaltung und Ausbau
Erich Lex, Bgdr.i.R. Salzburg

Die 1888 zum „Wohle der Bevölkerung“ in Betrieb genommene Mühlkreisbahn von Linz Urfahr nach Aigen – Schlägl stellte damals den Anschluss an den großen Wirtschaftsraum der k.u.k österr.-ung. Monarchie her und sie kam den Aufgaben eines modernen „Transportunternehmens“ zur vollsten Zufriedenheit viele Jahrzehnte lang in höchstem Maße nach; sie überlebte zwei Weltkriege, die sowjetisch-russische Besatzungszeit und war ein wertvolles Instrument des österreichischen Wiederaufbaues nach 1945.

Der zunehmende Wohlstand, der auch im Mühlviertel Einzug hielt, brachte dem Einzelnen den PKW. und damit ein hohes Maß an eigenständiger Beweglichkeit und zeitlicher Unabhängigkeit; der moderne Bürger und Bauer wollte aber auch die Güter des täglichen

Bedarfes, sowie Baumaterial und Kunstdünger (!) usw. nicht von einem Bahnhof bzw. einem dort errichteten Lagerhaus abholen und/oder hinbringen, er wollte es vor seine Haus- oder Stalltüre gebracht oder dort abgeholt bekommen.

Nun – das kann die Bahn naturgemäß nicht, das kann nur der LKW.!

Der Pendler nach Linz fährt entweder selbst oder mit dem vor der Haus- und Hofltür oder doch in akzeptabler Nähe haltenden AUTOBUS! Die Trassierung der Mühlkreisbahn konnte auf die Lage von Dörfern und Märkten nicht so Rücksicht nehmen, wie es wünschenswert gewesen wäre – das wirkt sich bis heute negativ aus !

Herr Konsulent Karl Mitterlehner vom Mühlkreisbahn-Museum Rohrbach - Berg hat über Jahre hinaus den Rückgang der verkauften Fahrkarten aller Art – 28.81o im Jahre 1948 allein am Bahnhof Aigen-Schlägl - und den Rückgang des Frachtverkehrs (Holz, Vieh, Granit, Baumaterial, Kunstdünger) akribisch aufgelistet und den steigenden Zulassungen von PKW, LKW und AUTOBUS in Verbindung mit dem Ausbau der Rohrbachstraße gegenübergestellt.

Verlierer ist die Bahn – wobei der Frachtverkehr von der Unternehmensleitung der ÖBB je selbst aus Kostengründen eingestellt wurde; damit war auch ein Abbau von Verladeeinrichtungen und die Stilllegung bzw. Abtragung von Anschlussbahnen mit den entsprechenden technischen Einrichtungen verbunden.

Ein echtes Problem wird die in den nächsten Jahren notwendige Behebung der durch die jahrelange Salzstreuung für den Straßenverkehr in den Wintermonaten verursachten erheblichen Schäden am Tragwerk der in den Jahren 1981/82 bereits einmal sanierten Eisenbahn- und Straßenbrücke sein.

Bei der letzten Sperre des Eisenbahnverkehrs o3. o3. 1981 – o1. o8. 1982 wurde der gesamte Frachtverkehr – 14.7o3 Eisenbahnwagen mit 297.ooo to Ladung - mit Straßenrollern vom Bahnhof Linz Urfahr über die „Stadtautobahn“ zum Frachtenbahnhof Linz reibungslos abgewickelt; dies wäre jetzt – da es ja keinen Frachtverkehr gibt - nur für Überstellungen von Triebfahrzeugen und Reisezugwagen für notwendige Untersuchungen beim Technical Service der ÖBB fallweise notwendig.

Im Jubiläumsjahr 2oo8 stellte Dipl.Ing. Robert Struger, Leiter Regionalmanagement Oberösterreich der ÖBB – PersonenverkehrsAG bei der Eröffnung am o6. Juni 2oo8 der von der Museumsinitiative Rohrbach (MIR) unter dem Obmann Herrn Alfred Fasching initierten Sonderausstellung „12o Jahre Mühlkreisbahn“ in der Villa Sinnenreich in Rohrbach mit Stolz diese Bahn als beste Regionalbahn Oberösterreichs vor; so schlecht kann es also um die Fahrgastzahlen dieser Bahn nicht stehen!

Diese Ausstellung wurde tatkräftig durch die Gemeinden Berg b. R. und Rohrbach – Bürgermeister Karl Mayerhofer bzw. Dir. Josef Pernsteiner und Direktor Josef Hauer –unterstützt, wobei Konsulent . Karl Mitterlehner vom Mühlkreisbahnmuseum durch wertvolle fachliche Anregungen und Beiträge maßgeblich am Gelingen der Ausstellung beteiligt war.

Einen besonderen Stellenwert in der Werbung für die Mühlkreisbahn hat das am 21. Juni 2oo1 unter Bürgermeister Karl Mayrhofer eröffnete Museum Mühlkreisbahn am Bahnhof Rohrbach - Berg, wo auf einem Freigelände, in einem Gepäck- sowie einem Arbeits- und Wohnwagen, im Frachtenmagazin, in der alten Fahrdienstleitung und im Warteraum Exponate des alltäglichen Bahnbetriebes aber auch dokumentarische Kostbarkeiten der Mühlviertler Bahngeschichte interessierten Besuchern gezeigt wird.

Für das Jubiläumsbuch „Über den Saurüssel zur Großen Mühl“ *) und für die Jubiläums-DVD des Verlages BAHNORAMA **) gab das Mühlkreisbahn-Museum wertvolle Anregungen und stellte einmalige Dokumente, Pläne und Bildbeilagen .zur Verfügung.

Ein Blick nach vor:

Einem Eisenbahnmuseum ohne vorbeifahrende/haltende Züge ist wohl ein essentieller Aspekt genommen …………………….. !

Die Mühlkreisbahn hat Zukunft – sie muss nur mehr als bisher im Bewusstsein der Bevölkerung und der Gäste der Ferienregion Böhmerwald verankert werden

dazu sind alle aufgerufen

im besonderen die ÖBB, Bundespolitik, Landes- und Gemeindepolitik, Arbeiter-, Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer, Schulen aller Art, Banken, Tourismusverband Böhmerwald, Beherbergungsbetriebe und jeder MÜHLVEIRTLER im Einzugsgebiet der Mühlkreisbahn damit auch in naher und ferner Zukunft

bequem – stressfrei – unfallfrei – pünktlich und ausgeruht

der Zielort für Berufspendler, Wanderer, Radfahrer, Schüler und Gelegenheitsfahrer mit der Mühlkreisbahn erreicht werden kann!

Es liegt an den ÖBB

Werbung und Dienstleistungen zu überdenken!

+ einen Schaffnereinsatz wie bei Salzburger Lokalbahn/Berchtesgadenerland-Bahn bzw Pinzgau-Bahn und/oder Zillertalbahn zu planen,

+ einen „ausgedünnten“ Taktverkehr bis Neufelden zu erweitern,

+ den Fahrradtourismus durch einen Fahrradzug an Wochenenden bzw Feiertagen in der Richtung Aigen-Schlägl – Linz Urfahr zu beleben,

+ die Haltestelle Pürnstein „desiro-gerecht“ wieder in Betrieb zu nehmen,

+ den Güterverkehr zu aktivieren,

+ weitere Park & Ride-Plätze und/oder Zubringerdienste zur Bahn zu errichten bzw. zu betreiben, wobei die Mitwirkung der Gemeinden einzufordern wäre

+Organisation von Sonderfahrten eventuell gemeinsam mit der ÖGEG

+ und die seit Eröffnung der Eisenbahn- und Straßenbrücke in Urfahr am 14. November 19oo angedachte Einbindung der personenführenden Züge der Mühlkreisbahn in den Hbf. Linz doch einmal zu verwirklichen!

An ALLEN liegt es aber, die Bahn zu nützen!

Es ist nicht anzunehmen, dass die persönlichen Kosten für das oft tägliche individuelle „Auto-Erlebnis“ sinken werden - im nordwestlichen Mühlviertel gehört die Zukunft dem öffentlichen schienengebundenen Verkehrsmittel, der guten „alten“ NEUEN Eisenbahn!

Aufgelöst und abgerissen ist schnell – wieder aufgebaut langsam oder gar nicht mehr ……………………… !

Fußnoten:

*) „Durch den Saurüssl zur Großen Mühl“
ARTL – GÜLICH – ZENZ
Verlag Österreichische Staatsdruckerei
Wien 2oo8
ISBN 978-3-9o2575-12-8

**) “Erlebnis Mühlkreisbahn”
2oo8
SH Production Am Sonnenhang 1o
8572 Bärnbach
Tel.: o3142-6o92o
e.mail office@sh-production.com
www.bahnorama.com oder www. bahnorama.tv


Ein herzliches GLÜCK AUF der Mühlkreisbahn für eine „neue“ Zukunft!

Der Verfasser