„ZUKUNFT AUF SCHIENE“ ...

schallt es von den neuen Waggons der Mühlkreisbahn weithin ins Land. Das klingt gut: Verheißungsvoll, weitblickend, entschlossen, überzeugend, hoffungsvoll, vielversprechend! Eine Forderung, die man nur unterstützen kann, denkt sich der Reisende. Er ist in diesem Fall sogar geneigt, seine aus vielen Erfahrungen tief in ihm wurzelnde Skepsis vorläufig beiseite zu schieben und zu glauben, hinter dem Slogan stehe tatsächlich auch ein Programm. Und nicht, wie so oft schon, wieder einmal nur die reinste Augenauswischerei. Schließlich scheint die modern gestylte Zuggarnitur mit der stolz darauf prangenden Botschaft selbst ein gewisser Garant dafür zu sein, dass man bereits auf dem besten Weg in die Richtung ist, die da lautstark beworben wird. Ihre scheinbare Glaubwürdigkeit wird außerdem von den entsprechenden Proklamationen untermauert, die die höchsten Verantwortungsträger aus Bund und Land bei jeder Gelegenheit im Munde führen. Also möchte man meinen, dass sie vom Volk beim Wort – und also ernst – genommen werden wollen. Auch ihnen, so erlaubt man sich noch zuweilen zu hoffen, wird ja inzwischen klar geworden sein, dass es höchste Zeit- und also ohnehin nur ein Gebot der Stunde ist, alle Anstrengungen daraufhin zu konzentrieren, künftig „mehr Verkehr von der Strasse auf die Schiene zu bringen". Solche gutherzigen Beteuerungen verführen den Reisende dazu, noch einmal ein wenig Vertrauen zu riskieren und das allenthalben Propagierte für bare Münze zu nehmen. Denn angesichts der tagtäglich vor Augen gestellten Dringlichkeit einer grundlegenden Änderung der Verkehrspolitik kann und will er nicht glauben, schon wieder einmal bloß zum Narren gehalten zu werden, indem man hinter dem öffentlich Verkündeten insgeheim das genaue Gegenteil davon mit Nachdruck betreibt. Leider zerschellt jede Illusion schnell an der Realität, wenn der Düpierte erkennen muss, neuerlich von der eifrig ins Werk gesetzten ´Macht des Faktischen´ mit dem offensichtlichen Ziel überrumpelt zu werden, ihn zur Resignation zu zwingen und sich zähneknirschend mit den geschaffenen Tatsachen abzufinden. Etwa indem er genötigt wird, Zeuge dessen zu sein, dass man ganze Berge versetzt und durch Monate hindurch kostspielige Erdbewegungen gewaltigen Ausmaßes bewältigt, um großzügigst gewisse Erleichterungen für den Straßenverkehr zu bewerkstelligen, über deren Sinn oder Unsinn man geteilter Meinung sein kann. Jedenfalls aber spottet der damit getriebenen Aufwand jeder Versicherung Hohn, für die infolge jahrelanger Vernachlässigung dringend nötigen Maßnahmen zur Verbesserung des Schienenverkehrs, und zu einer ebenso notwendigen Erneuerung des auf dem bisherigen Weg nur weiter in den Ruin führenden Betriebskonzepts stünde leider kein Geld zur Verfügung. Das nennt man wahrlich ´Prioritäten setzen´, wenn man sich die Chancen für die Zukunft verbaut und seine diesbezüglich in aller Öffentlichkeit grosspurig bekundeten Absichten aufs schändlichste Lügen straft!


Heindl Bernhard, Peherstorf