Bahn statt Straßenbahn


Betrifft: Mühlkreisbahn
Die Übernahme der Mühlkreisbahn durch das Land OÖ ab 2014 ist ein Faktum, das angesichts der komplexen Problematik ÖBB nicht weiter zu diskutieren ist. Dass gleichzeitig aber sofort wieder die Idee Regio-Tram forciert wird, ist ein Ärgernis. Noch niemals, bei keiner Veranstaltung, konnte jemand plausibel erklären, worin wirklich die Vorteile gegenüber der jetzigen Bahnlösung liegen würden.
Eine Tram befördert wegen der geringeren Kastenbreite, die aus der schmäleren Spur resultiert (nur 900 Millimeter), um ein Viertel weniger Passagiere als die Bahn, also müsste jede Tram um ein Viertel länger sein, damit die Kapazität zumindest gleich bleibt. Zu den Stoßzeiten verkehren jetzt schon Doppelgarnituren. Stellen Sie sich bitte den Tram-Wurm vor. Öfter fahren, geht nicht. Zumindest nicht in den Stoßzeiten, wo man mehr Kapazität bräuchte, da ist das Limit mit den Ausweichstellen in Puchenau-West, Ottensheim und Rottenegg schon erreicht.
Jeder Bahnwaggon hat ein WC, die Tram nicht. Da wurden uns Sondergarnituren versprochen, die das auch haben. Eigene Serviceeinrichtungen dazu hat das Land aber nicht, die Linz-Linien auch nicht und die ÖBB kann man wegen der anderen Spur nicht mehr anfahren. Also auch neu errichten. In der Bahn kann man Räder mitnehmen, in der Tram nicht. Mit den versprochenen Sondergarnituren soll das möglich sein. Die Bahn transportiert noch Reste von Gütern. Bei einer Umspurung wäre das unwiederbringlich verloren. Es bedarf nur einer neuen EU-Richtlinie, die die Kostenwahrheit auf der Straße anders berechnet, sofort wäre der Gütertransport auf der Schiene wieder attraktiv.
Vor etwa zehn Jahren wurden die Bahnsteige der Mühlkreisbahn angehoben, man kann bequem und barrierefrei einstiegen. Das müsste man alles wieder wegreißen und einebnen. Die Umspurung der Pöstlingbergbahn dauerte zwei Jahre, bei der Mühlkreisbahn wie lange? Hunderte Masten zur Elektrifizierung wären notwendig.
Beim Tram-Ausbau würden zahlreiche Buslinien (bis zu 50), die aus dem Raum Aschach und aus dem oberen Mühlviertel direkt nach Linz fahren, eingestellt. Es gäbe nur mehr Zubringerbusse zu den Tram-Stationen, das heißt: ein Mal mehr umsteigen und warten. Was man sofort machen könnte: Mit einem Bruchteil der in Aussicht gestellten 100 Millionen Euro könnte man die Langsamfahrstrecken sanieren und Kurvenradien begradigen, ganz egal, ob einmal Tram oder doch Bahn fährt und ganz egal, wie weit es gelingt, den Schienenverkehr ins obere Mühlviertel auf Dauer zu erhalten.
Univ.-Prof. Mag. Wolfgang Stifter, Ottensheim

Leserbrief vom 17.10.2012 in den OÖN