Verkehrspolitik ohne Visionen

Leserbrief

Immer, wenn Landtagswahlen ins Haus stehen, wird Interesse für den Öffentlichen Verkehr – hier insbesondere für die Mühlkreisbahn – geheuchelt. Bereits im Jahr 2009 hat die regierende ÖVP die Zukunft dieser Bahnlinie in den leuchtendsten Farben gemalt. Dass dies nur die Antwort auf die Regioliner-Idee des damaligen LHStv Haider war, war unschwer festzustellen. „10 Jahre ist im Öffentlichen Verkehr praktisch nichts weitergegangen. Jetzt müssen wir endlich "Nägel mit Köpfen" machen: Wir werden in der kommenden Legislaturperiode die Mühlkreisbahn deutlich attraktiver gestalten“ stand in einer Presseaussendung vom Oktober 2009. Auch das Bekenntnis zur Mühlkreisbahn in der gesamten Länge wurde abgegeben.
Nach weiteren sechs Jahren ist wiederum nichts geschehen. Die Versprechen an die Bevölkerung des Bezirks wurden keineswegs eingehalten, die Diskussionen um die Zukunft haben eine weitere Facette durch das absurde RegioTram-Projekt erhalten.
Wenn nun Landeshauptmann Pühringer, der Bahnen ohnehin nur als Kostenfaktor sieht, davon spricht, dass die Mühlkreisbahn die „absolute Priorität“ aller Regionalbahnen habe und ein Ausbau in Etappen angestrebt werde, dann weiß man, wovon er spricht: erste Etappe bis Rottenegg und dann ist Schluss!  Wieder einmal müssen sich Bürgermeister, die für die Zukunft der Menschen des Bezirks eintreten, der Parteilinie beugen.Dass eine moderne Bahn mit attraktiven Fahrzeiten den zahlreichen Pendlern in die Landeshauptstadt täglich Erleichterung bringt und Wirtschaft und Tourismus unterstützen, scheint in den Überlegungen kaum Platz zu greifen. Ein Zeithorizont 2020 ist eine Verhöhnung all jener, die auf eine leistungsfähige Bahn setzen. Ein Blick über den Zaun zu anderen erfolgreichen Bahnen würde die Augen öffnen, was im ÖV mit entsprechendem Willen bewegt werden kann. Die Mühlkreisbahn hat alle Voraussetzungen eine erfolgreiche Regionalbahn zu werden. Aber das wird leider Zukunftsmusik bleiben, bis die Politik vor der nächsten Wahl erneut aufwacht – oder auch nicht!

DI Robert Struger