ÖV-Projekte dulden keinen Aufschub!

Das darf doch nicht wahr sein: nach mehr als 30 Jahren und einer Unzahl von Projekten und Studien wird endlich eine machbare Lösung für die Einbindung der Mühlkreisbahn in den Linzer Hauptbahnhof auf den Tisch gelegt. Und nun tritt der Landesrechnungshof auf den Plan und fordert – mehr oder weniger: zurück an den Start.

Linz erstickt im Stau; attraktive, öffentliche Verkehrsmittel, die das vom Auspendeln geprägte Mühlviertel mit dem Zentralraum verbinden, fehlen; die Brückenthematik dominiert die täglichen Verkehrsmeldungen; die Parkplatzsituation in Linz ist hinlänglich bekannt. Und nun sollen wieder neue Untersuchungen gestartet werden.

Der Landesrechnungshof hat sicher seine Berechtigung, wenn es um den effizienten Einsatz öffentlicher Mittel geht. Aber irgendwann braucht es eine politische Entscheidung. Vor allem, wenn es darum geht, die Lebensqualität der Pendler zu verbessern und unseren Lebensraum zukünftigen Generationen zu sichern.

Schienengebundener öffentlicher Verkehr in Ballungsräumen - wenn er entsprechend attraktiv ist, gute Fahrzeiten aufweist und qualitativ hochwertig ist – führt zu hoher Inanspruchnahme, entlastet die Umwelt und fördert das verkehrspolitische Ziel der nachhaltigen Verlagerung des Individualverkehrs auf den ÖV. Das zeigen zahlreiche internationale Beispiele.

Es geht hier nicht um die Mühlkreisbahn alleine. Auch der Großraum rund um Gallneukirchen benötigt eine schienengebundene Anbindung an den Zentralraum. Das öffentliche Verkehrssystem der Zukunft benötigt Vernetzungen: Individualverkehr, Bussysteme, innerstädtischer Verkehr; S-Bahnen, Regionalbahnen und Fernverkehr müssen optimal und ohne unnötige Umsteigevorgänge miteinander verknüpft sein. Und dies muss im Hinblick auf Kapazitäten und Qualität auf der heute üblichen Normalspur basieren! Dann wird das gesamte System vom Kunden angenommen und alle profitieren davon.  Der Linzer Hauptbahnhof muss Dreh- und Angelpunkt dieses Verkehrssystems sein. Und deshalb ist es so wichtig, dass alle Bahnen dorthin geführt werden.

Politik hat damit zu tun, Visionen für die Zukunft zu erarbeiten und an deren Umsetzung festzuhalten. Das, was jetzt gebaut wird, wird die nächsten Jahrzehnte überdauern müssen. Insellösungen haben da keinen Platz. Gute ÖV-Lösungen werden von den Menschen durch hohe Inanspruchnahme ausgezeichnet. Dem steht entgegen: jede Umstellung einer Schienenverbindung auf Busse bringt insgesamt hohe Fahrgastverluste für den ÖV.

Insofern ist zu hoffen, dass jetzt kein Stillstand bei den Planungen eintritt und an der Umsetzung der Projekte für die Menschen zügig weitergearbeitet wird. Die Verkehrsmisere in und um Linz darf nicht prolongiert werden.

DI Robert Struger, Linz